Was ist Sucht?
Nicht alle kiffenden Jugendlichen sind süchtig. Nicht jede Person, die Alkohol trinkt, ist abhängig davon.
Rausch und Risiko finden sich in allen Kulturen und Epochen. Und doch, zwischen Genuss und Sucht ist ein schmaler Grat: Das, was uns glücklich macht, animiert zu mehr und kann dadurch zum Problem werden.
Risikoarmer Konsum
Wenn bei einem gelegentlichen Konsum das positive Erlebnis und der Genuss im Vordergrund stehen, spricht man von einem risikoarmen Konsum.
Risikoreicher Konsum
Risikoreich ist ein Konsum, sobald er zur Gewohnheit wird, die Konsummenge erhöht oder in unangemessenen Situationen konsumiert wird. Es besteht ein grosses Risiko, dass sich daraus eine Sucht entwickelt. Erste Schäden können auftreten: körperliche Beschwerden, familiäre Probleme, Schwierigkeiten in der Schule oder an der Arbeit.
Sucht
Bei einer Sucht bzw. Abhängigkeit kann der Konsum nicht mehr ohne weiteres beendet oder eingeschränkt werden. Das Konsummittel oder –verhalten wird als Ersatz für die Lösung von Problemen oder zur Vermeidung von negativen Gefühlen eingesetzt (psychische Abhängigkeit). Bei Substanzen kommt oft eine körperliche Abhängigkeit dazu, welche beim Absetzen zu körperlichen Entzugserscheinungen führt.
Sucht gilt als psychische Krankheit. Nach der „Internationalen Klassifikation psychischer Störungen“ (ICD-10) kann man von einem „Abhängigkeitssyndrom“ sprechen, wenn drei der folgenden sechs Kriterien zutreffen:
• Starker Wunsch oder Zwang zu konsumieren
• mangelnde Kontrollfähigkeit (Beginn, Menge, Beendigung des Konsums)
• körperliche Entzugssymptome nach Beendigung oder Reduktion des Konsums
• Toleranzbildung: Dosissteigerung, um gleiche Wirkung zu erzielen
• Vernachlässigung anderer Interessen
• Anhaltender Konsum trotz schädlicher Folgen
Sucht entsteht aus einem Zusammenspiel von biologischen, psychischen und sozialen Faktoren. So bewirkt nicht eine mögliche genetische Veranlagung die Sucht, sondern deren Kombination mit gewissen psychischen Mustern und dem entsprechenden sozialen Umfeld.
Dass ein Suchtmittel konsumiert wird, weil es angenehme Gefühlszustände erzeugt, ist nachvollziehbar. Dass trotz schädlicher Auswirkungen daran festgehalten wird, hat mit neurobiologischen Vorgängen zu tun.
Mit dem Konsum von psychoaktiven Substanzen werden im Belohnungszentrum des Gehirns ungleich mehr Glücksgefühle ausgelöst als bei «normalen» erwünschten Tätigkeiten. Mit der Fortdauer des Konsums reicht dafür bereits der Gedanke an den Konsum. Dies erklärt das starke Verlangen – auch wenn mit der Zeit die positive Wirkung nachlässt.
Verhaltensweisen wie Essen, Sex, Kaufen, Glücksspiele oder Videogames können ähnliche biochemische Vorgänge auslösen und deshalb auch abhängig machen.