Sucht und Familie - Suchtberatung ags - Kanton Aargau

Ratgeber-Reihe aus dem General-Anzeiger

Töchter und Söhne leiden unterschiedlich

«Der Vater zweier Kinder unserer Schule hat offenbar ein Alkoholproblem. Immer wieder komme es nach Aussage der Tochter zu lautstarkem Streit. Die Mutter hat gesagt, dass keine Gefahr für die Kinder bestehe. Während die 8jährige Tochter immer sehr nett ist und in der Schule gute Leistungen bringt, hängt der 10jährige Sohn mit Kollegen herum und verhält sich aggressiv. Was können wir tun?»

Töchter sorgen sich – Söhne distanzieren sich
Man kann sagen, dass die Reaktionen der beiden Kinder typisch sind für das jeweilige Geschlecht. Mädchen sind gemäss Studien eher in der Lage, ausserhalb der Familie über das Problem zu reden. Dass sie bessere Schulleistungen erbringen als die von der Sucht der Eltern belasteten Söhne, wird ebenfalls häufig beobachtet. Dafür besteht aber die Gefahr, dass sich die Töchter stärker schuldig fühlen und zu viel Verantwortung für die Familie übernehmen. Sie neigen dazu, mehr auf die Bedürfnisse anderer zu achten als auf die eigenen. Sie machen sich mehr Gedanken über das Problem und leiden subjektiv sogar mehr darunter. Buben dagegen können sich besser vom Suchtproblem des Elternteils distanzieren. Sie leiden vordergründig weniger darunter. Allerdings besteht das Risiko, dass sie die Problematik verdrängen und sich diese dann in Verhaltensstörungen niederschlägt.

Entlastung für die Mädchen – Ansprechperson für die Jungen
Wichtig ist, dass Sie mit beiden Kindern – und wenn möglich mit den Eltern – in Kontakt sind. Auch wenn das Mädchen weniger auffällig ist, es braucht auch Unterstützung. Zeigen Sie Verständnis für seine Sorgen und klären Sie es über die Alkoholkrankheit auf. Indem Sie darauf hinweisen, dass Kinder nie die Verantwortung für das Problem tragen,  können Sie das Mädchen psychisch sehr entlasten. Mit dem Jungen darüber ins Gespräch zu kommen, braucht vermutlich Geduld. Wenn er jemanden hat, der Verständnis für ihn zeigt, ihm keine Vorwürfe macht, fasst er Vertrauen und kann mit der Zeit über seine Betroffenheit sprechen. Eine erwachsene Ansprechperson ausserhalb der Familie gilt als einer der grössten Schutzfaktoren für Kinder von suchtkranken Eltern.

„Gemeinsam stark“ – ein Angebot für die ganze Familie
Isolation schadet – betroffene Familien brauchen Begleitung. Die Suchberatung ags bietet in Zusammenarbeit mit weiteren Institutionen 5 kostenlose Nachmittage für Betroffene, Angehörige und deren Kinder (Alter 8-12) an, an denen sie sich gemeinsam mit den Auswirkungen der Sucht auseinandersetzen können. Mehr Infos dazu erhalten Sie in der Kursausschreibung.