Ratgeber-Reihe aus der Neuen Fricktaler Zeitung
«Meine Beruhigungsmittel wirken nicht mehr»
Frage: «Seit einem Jahr nehme ich täglich Temesta. Aber nun wirken sie nicht mehr und ich habe Entzugserscheinungen am Morgen, wenn ich aufwache. Was kann ich tun?».
Temesta ist ein hochwirksames und hilfreiches Beruhigungsmittel, das bei Angststörungen indiziert ist und wie z.B. Valium oder Xanax zu den sogenannten Benzodiazepinen gehört. Diese können bei falschem Gebrauch eine starke Abhängigkeit bewirken.
Hohes Suchtpotential
Benzodiazepine sollten immer in der kleinstmöglichen Dosis verschrieben werden. In der Packungsbeilage wird davor gewarnt, Temesta bei täglicher Anwendung mehr als 4 Wochen lang zu verabreichen. Zudem sollte es nur in den angstbehafteten Situationen eingenommen werden. Sonst kann sich innerhalb weniger Wochen eine Sucht entwickeln.
Auf die Dauer können Symptome verstärkt werden
Entzugserscheinungen sind bei Benzodiazepinen besonders stark. Und bei Temesta, das sich relativ schnell abbaut, treten sie rascher auf. Zudem kann die Wirkung des Medikamentes – wie Sie schreiben – mit der Zeit tatsächlich ausbleiben oder sich sogar ins Gegenteil verkehren: das ursprünglich behandelte Symptom, die Angst, verschlimmert sich. Deshalb empfehle ich Ihnen, diesen Teufelskreis möglichst früh zu durchbrechen.
Entzug kann mehrere Wochen bis Monate dauern
Bei einer längeren Einnahme sollte ein Entzug langsam stattfinden und ärztlich begleitet werden. Nehmen Sie mit dem verschreibenden Arzt Kontakt auf und besprechen Sie mit ihm die Möglichkeit einer Reduktion. Er kann Ihnen weniger abhängig machende Medikamente verschreiben. Bei hohen Dosen kann ein stationärer Entzug nötig werden, denn die Entzugserscheinungen können lebensbedrohlich sein. Auch die Ursachen des ursprünglichen Leidens sollten angegangen und psychotherapeutisch behandelt werden.
«Benzos» als Droge
Benzodiazepine werden auch als Drogen konsumiert, oft in lebensgefährlichen Kombinationen mit Alkohol und Opiaten. Falls auch Sie Temesta «schwarz» beziehen, um sich stressfreier zu fühlen oder sich zu berauschen – wenden Sie sich an Ihren Hausarzt. So kann Ihr Konsum auf eine «legale» Basis gestellt und ein Reduktionsplan erstellt werden. Es ist dann sinnvoll, nicht alle Medikamente nach Hause mitzunehmen, sondern mit der Apotheke eine tägliche Abholung vor Ort zu vereinbaren. Die Psychiatrischen Dienste Aargau (pdag) bieten neben stationären auch ambulante Benzodiazepin-Entzüge an.