Ratgeber: Alkoholrausch im Alltag - Suchtberatung ags - Kanton Aargau

Ratgeber-Reihe aus der Neuen Fricktaler Zeitung

Im leichten Alkoholrausch durch den Alltag?

«Der dänische Film «Drunk» hat dieses Jahr einen Oscar gewonnen. Der Film zeigt vier Lehrer, welche mit einem gleichbleibenden Alkoholpegel von 0.5 Promille durchs Leben zu gehen versuchen. Ist so etwas realistisch?«

Das klingt verlockend: Mit dieser Alkoholmenge hat man sich noch einigermassen unter Kontrolle. Gleichzeitig ist man immer leicht abgehoben, gesellig und fröhlich. Probleme verblassen, Herausforderungen lassen sich mit Leichtigkeit meistern. Kurz: das Leben ist schöner. Allerdings: Wenn das so wäre – wieso ist man nicht schon länger darauf gekommen? Es gibt aus fachlicher Sicht mehrere Gründe, wieso das nicht funktioniert.

Lust auf mehr

Jeder Schluck Alkohol erhöht nicht nur das positive Gefühl, sondern auch die Lust auf mehr. Ähnliches erlebt man beim Naschen von Schokolade: Aufhören ist schwieriger als gar nicht anzufangen. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass man irgendwann mehr trinkt, als man sich vorgenommen hat. Genau das passiert im Film: Die vier Lehrer begnügen sich nicht mit der bisherigen Wirkung, sondern wollen extremere Gefühle erleben – bis es zum „Kontrollverlust“ und zur „Katastrophe“ kommt.

Die Wirkung lässt mit der Zeit nach

Merkmal jedes Suchtmittelkonsums ist die sogenannte „Toleranz“: Der Körper stellt sich auf den Alkohol ein und versucht durch Anpassungsvorgänge gegen die Wirkung anzukämpfen. Die Folge davon ist, dass bei gleicher Menge je länger je weniger Wirkung verspürt wird. Also muss man mit der Zeit nachschenken, um die gleichen Glücksgefühle zu empfinden. 0.5 Promille genügen irgendwann nicht mehr. Und so steigert man die Menge kontinuierlich – was die körperlichen Nebenwirkungen ebenso verstärkt.

Jeder Schluck schädigt den Körper

Vermutlich haben Sie den Spruch schon gehört: „Ein Gläschen in Ehren kann man niemandem verwehren“. Im gleichen Atemzug wird dann in der Regel die positive Wirkung von einem Glas Wein auf die Blutgefässe genannt. Nun – wenn man den Pegel von 0.5 Promille über den ganzen Tag aufrechterhalten will, müsste man sich von morgens bis abends ungefähr alle 1-2 Stunden ein halbes Glas Wein zuführen. Die gesundheitlich „unbedenkliche“ Schwelle von 1-2 Glas pro Tag hätte man dann schon nach 4 Stunden erreicht. Ab dann ist der Konsum auch für den Kreislauf nicht mehr förderlich. Und bezüglich Krebsrisiko zum Beispiel ist jeder einzelne Schluck Alkohol einer zu viel – von der Schädigung der Leber und anderer Organe ganz zu schweigen.